Idolino - nichts ist so, wie es scheint

Idolino.  Das Original entstand zwischen dem 5. und 1. Jahrhundert v. Chr. und befindet sich heute im Archäologischen Museum im Florenz.

 

 

Das Original des Idolino misst 1,48m und stellt einen etwa 14-jährigen Jungen dar. Die im Gegensatz zu anderen Skulpturen fehlenden herausragenden Attribute kennzeichnen ihn als Sterblichen. Dies ist allerdings schon das Einzige worüber sich die Forscher einig sind, alles weitere ist wohl nicht ganz so wie es scheint. Zunächst einmal ist hervorzuheben, dass die Kopie, welche sich im Mannheimer Antikensaal befindet, vielfache Unterschiede zum Original aufweist. So kam mit der Zeit etwa die Baumstumpfstütze am Gesäß, ebenso wie das dazugehörige Feigenblatt hinzu. Die rechte Hand hält in ihrer heutigen Form eine Schriftrolle und auch die linke Hand wurde verändert. Während sie im Original eine lockere Greifhaltung aufweist, sind die Finger nun gestreckt.

Doch dies ist noch nicht alles was für Verwirrung sorgt. So gibt es beispielsweise keinen klaren Beweis für seine Herkunft und auch die Datierungsversuche changieren vom 5. Jh. v. Chr. bis zum 1. Jh. v. Chr. Damit einhergehend ist auch der Stil der Statue nicht klar zu benennen. Während die einen ihn, aufgrund seiner detaillierten Haarkappe, in die Zeit des Griechen Polyklet verweisen sehen ihn andere eher als Werk der Idealplastik der Römer. Daher erscheint es nur logisch, dass es bezüglich der Künstlerfrage ebenfalls Unstimmigkeiten gibt. War es nun ein Grieche oder ein Römer? Zwar gehen aktuellere Forschungsmeinungen von letzterem aus, doch konnten sie damit nicht gänzlich die älteren Ansichten, welche von Ersterem ausgingen, widerlegen.

 

Womit die Frage nach der Funktion des Idolino nur umso wichtiger erscheint. Anfänglich glaubte man in ihm einen Apollon, Ganymed oder Bacchus vor sich zu haben. Danach sahen frühe Forscher, aufgrund des körperlichen Aufbaus und der Gestik, in dem Werk einen spendenden Athleten. Da im 20. Jahrhundert allerdings wohl dazugehörige Weinranken gefunden wurden sprechen, sich jüngere Meinungen eher für einen 'Lychnouchos' (Lampenträger) aus. Aufgrund der Unbestimmtheit und Verwirrung bezüglich der Statue, hat sich ab der Mitte des 18. Jahrhunderts dann die Bezeichnung ‚l´Idolo‘ ('Idol') eingebürgert.

 

 


Antikensaal-Mannheim

"In Mannheim angelangt, eilte ich mit größter Begierde, den Antikensaal zu sehen, von dem man viel Rühmens machte. (...) die herrlichsten Statuen des Altertums nicht allein an den Wänden gereiht, sondern auch innerhalb der ganzen Fläche durcheinander aufgestellt; ein Wald von Statuen (...)."
Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit, Dritter Teil, elftes Buch

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