Karneades – Der Philosoph , der die Wahrheit nicht kennt

Büste des Philosophen Karneades. Gipsabguss nach einer römische-kaiserzeitlichen Marmorkopie, die Originale Sitzfigur aus dem 2. oder1. Jh. v. Chr. stand auf der Athener Agora. 

Der heute nur noch wenig bekannte Karneades (ca. 215 – 129/8 v. Chr.) war in der Antike renommiert für seine Dialektik und Rhetorik. Er war Leiter der Akademie, der berühmten Athener Philosophenschule. Seine Auslegung des Skeptizismus deutete die von Arkesilaos begründete ‚Zurückhaltung im Urteil‘, die aus der Erkenntnis in die Ungewissheit allen Wissens resultierte, neu. Karneades führte ein neuartiges Kriterium für die Wahrheit ein, der man sich quasi als Wahrscheinlichkeit überhaupt nur mithilfe der Redekunst annähern könne.

 

Seinen größten Auftritt genoss er wohl 155 v. Chr. als Teil einer athenischen Gesandtschaft nach Rom. Karneades stach dabei aber nicht wegen seiner diplomatischen Fähigkeiten, sondern vor allem wegen seiner Rhetorikkünste hervor. Durch seine überzeugenden Reden an einem Tag für und am anderen gegen die ‚Gerechtigkeit‘ begeisterte er so sehr, dass  Cato ihn aus Furcht vor seinem Einfluss der Stadt verwies.

 

Die Porträtbüste des Antikensaals (Marmor, 60 cm) geht ursprünglich wohl auf eine verschollene Sitzstatue aus dem 2. oder frühen 1. Jh. v. Chr. zurück. Nach deren Vorbild ist in römisch-augusteischer Kaiserzeit eine marmorne Inschriftenbüste erschaffen worden, die wohl Teil einer größeren Büstengalerie war, welche im 15. Jh. in Rom hinter den Thermen des Diokletian gefunden wurden. Bevor diese verschollen ging, wurde u. a. von der Königlichen Abgusssammlung Kopenhagen ein Gips hergestelt, von dem wiederum der aktuell in Mannheim stehende Gipsabguss stammt.

 

Karneades war wahrscheinlich der einzige griechische Philosoph, für den auf der Athener Agora eine Statue aufgestellt wurde. Das lebensgroße Bronzebildnis diente zur öffentlichen Ehrerweisung. Die erhaltene Inschriftenbasis weist einen Attalos und einen Ariarathes aus Sypalettos als Weihende aus. Über deren genaue Identität herrscht aber Unklarheit. Die ältere Forschung erkannte in ihnen zwei spätere hellenistische Könige, die dem Philosophen für seinen Unterricht hätten danken wollten. Mittlerweile wird aber eher vermutet, dass sie athenische Bürger gewesen seien, die nur dieselben Namen wie die königlichen Förderern der Philosophenschule trugen und dieser zugetan gewesen seien.

 


Antikensaal-Mannheim

"In Mannheim angelangt, eilte ich mit größter Begierde, den Antikensaal zu sehen, von dem man viel Rühmens machte. (...) die herrlichsten Statuen des Altertums nicht allein an den Wänden gereiht, sondern auch innerhalb der ganzen Fläche durcheinander aufgestellt; ein Wald von Statuen (...)."
Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit, Dritter Teil, elftes Buch

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