Trunkene Alte - Vom Alter Gezeichnet

Trunkene Alte. Gipsabguss nach einer Marmorstatue in der Münchner Glyptothek. Die Marmorstatue ist eine römische Kopie eines verschollenen griechischen Originals aus dem späten 3. oder späten 2. Jahrhundert v. Chr.

 

 

In der Sammlung von Gipsabgüssen antiker Skulpturen der Universität Mannheim befindet sich die Statue der sogenannten Trunkenen Alten, welche durch das am Boden Sitzen und durch ihr altes, ausgezehrtes Erscheinungsbild ins Auge fällt. Die Skulptur ist ein in Marmorfarbe getönter Abguss nach der römischen Marmorkopie (früheres 1. Jahrhundert n. Chr.) in der Münchner Glyptothek, welche wiederum auf ein hellenistisches Original (spätes 3. oder spätes 2. Jahrhundert v. Chr.) zurückgeht. Dieses verschollene Meisterwerk bestand entweder ebenfalls aus Marmor oder aus Bronze und war vermutlich wie seine Marmorkopie 92 cm hoch, das heißt lebensgroß. Das verlorene Original ist mit der von Plinius in seiner „Naturalis historia“ aufgelisteten Statue für Smyrna geschaffenen „anus ebria“ des jüngeren Myron identifiziert worden Neben Smyrna kommt auch Alexandria als Aufstellungsort in Frage.

 

Im Schoß zwischen den angezogenen Knien hält die Greisin eine Flasche, die Lagynos, um dessen Schulter sich ein Efeukranz erkennen lässt. Dieser Efeukranz kann einen Bezug zu Dionysos, dem Gott des Weines, darstellen. So ist es möglich, dass die Statue einst ein Weihgeschenk für ein Dionysosheiligtum war. Die Trunkene Alte kann als gealterte, einst gut entlohnte Hetäre (elegante Geliebte eines verheirateten Mannes) gesehen werden, welche bei einem zu Dionysos´ Ehren gefeierten Fest durch Trunkenheit ihre Misere vergisst. Ferner ist es möglich, sie als eine im Kult des Dionysos tätige Matrone zu deuten. Man kann in ihr auch eine Klagende und Jammernde, welche den Tod ihres Enkels mitansehen muss, eine Weinende oder eine opfernde Priesterin, vielleicht sogar eine Priesterin des Weingottes, erkennen.

 

Die Statue der Trunkenen Alten war die einzige originale römische Marmorkopie unter den vielen Düsseldorfer Abgüssen. Ob sie jedoch im Mannheimer Antikensaal der Jahre von 1769-1803 stand, weiß man nicht. Mit dem Weggang Carl Theodors gelangte die Alte nach München. Im Jahre 1982 kam sie als Abguss, welcher genau der römischen Marmorkopie entspricht, wieder nach Mannheim zurück. Nicht nur die Form, sondern auch die Farbe des Abgusses ist identisch mit der Münchner Alten. Durch diese Einfärbung soll sich der Gips von den anderen Abgüssen der Sammlung der Universität Mannheim abheben, da die Statue im Original in Mannheim stand und nicht im Abguss.

 

 


Antikensaal-Mannheim

"In Mannheim angelangt, eilte ich mit größter Begierde, den Antikensaal zu sehen, von dem man viel Rühmens machte. (...) die herrlichsten Statuen des Altertums nicht allein an den Wänden gereiht, sondern auch innerhalb der ganzen Fläche durcheinander aufgestellt; ein Wald von Statuen (...)."
Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit, Dritter Teil, elftes Buch

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