Euripides Farnese- Dichter und Denker

Euripides Farnese. Gipsabguss nach einem Bronzeguss des Herzog-Anton-Ulrich Museums (Inv. Bro. 258), der auf eine Marmorkopie aus claudischer Zeit zurückgeht. Bei dem Original handelt es vermutlich um eine spätklassische athenische Bronzestatue aus dem 4. Jh. v. Chr.

 

In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts aus dem Boden Roms geborgen, kam die römische Marmorbüste in den Besitz des Kardinals Alessandro Farnese und so auch zu ihrem Namen: Euripides Farnese. Es handelt sich bei ihr um eine römische Kopie aus claudischer Zeit, die – aber da ist sich die Forschung keinesfalls sicher – wohl nach einer spätklassischen Bronzestatue gearbeitet wurde, die im vierten vorchristlichen Jahrhundert im Dionysostheater in Athen aufgestellt war, zusammen mit Sophokles und Aischylos, den beiden anderen großen Tragikern der Klassik.

 

Die große Beliebtheit des Dichters nicht nur in römischer Zeit, sondern auch in der frühen Neuzeit bezeugt auch der Bronzenachguss des 17. Jahrhunderts, auf den die Büste des Mannheimer Antikensaals zurückgeht. Auch später wurde Euripides geschätzt und so beispielsweise in Goethes „Götter, Helden und Wieland“ als handelnde Figur aufgenommen.

 

Die etwa 47 cm größte Büste zeigt einen alten Mann, dessen Blick konzentriert nach unten gerichtet ist. Trotz seines durch schwindenden Haaransatz, gepflegten Vollbart und Faltendarstellung gut zu erkennenden Alters wirkt er nicht kraftlos oder erschöpft, sondern strahlt etwas Erhabenes aus. Man ist geneigt, im Gesichtsausdruck eine Denkermiene, Pessimismus oder gar Melancholie zu erkennen. Es ist hierbei jedoch Vorsicht geboten, da eine solche moderne Betrachtung nicht berücksichtigt, dass bei der Erschaffung des Originals wohl weniger eine Darstellung der persönlichen Charakteristika des Dichters im Vordergrund stand, sondern viel mehr die eines Idealporträts eines hochgeehrten Bürgers, der als Vorbild für die Stadt gelten konnte.

 


Antikensaal-Mannheim

"In Mannheim angelangt, eilte ich mit größter Begierde, den Antikensaal zu sehen, von dem man viel Rühmens machte. (...) die herrlichsten Statuen des Altertums nicht allein an den Wänden gereiht, sondern auch innerhalb der ganzen Fläche durcheinander aufgestellt; ein Wald von Statuen (...)."
Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit, Dritter Teil, elftes Buch

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