Die Ildefonso Gruppe - Bis in den Tod

Gruppe von San Ildefonso, zwischen 30 v. Chr. und 14. n. Chr., Prado Madrid.

Die Statuengruppe wurde 1622 in den Gärten des Sallust in Rom gefunden. Zunächst war sie Eigentum der römischen Adelsfamilie Ludovisi, bis sie 1678 von Königin Christine von Schweden gekauft wurde. Nach dem Tod Christines kam die Statue über Ebschaftsverkäufe in den Besitz des spanischen Königs Phillip V.. Er ließ die Gruppe in sei-nem Landschloss von San Ildefonso bei Madrid aufstellen, weswegen sie auch heute noch den Namen Gruppe von San Ildefonso trägt. Derzeit befindet sie sich im Prado in Madrid.
Da die Gruppe in der Neuzeit als eine der schönsten und berühmtesten antiken Statuen galt, ließ der Pfälzer Kurfürst Johann Wilhelm 1707 einen Abguss von ihr fertigen. In Mannheim angekommen, bescherte die Jünglingsgruppe Goethe „die seligsten Augenblicke“. Der Dichter scheint tief beeindruckt gewesen zu sein, da er die zwei Knaben nicht nur in Dichtung und Wahrheit, sondern auch im Faust und im Götz von Berlichingen er-wähnte. Außerdem ließ sich der Dichter eine Kopie der Mannheimer Statue in seinem eigenen Haus aufstellen. Auch Schiller, der bis 1784 im Mannheimer Nationaltheater An-stellung fand, bescheinigte der Gruppe einen „delikaten Stil“.

 

Die 1,61 m große Statue stellt zwei Jünglinge dar. Die Gruppe entstand als eine eklektische Komposition, wie sie vor allem in der Zeit des Augustus bei der römischen Oberschicht beliebt war. Aus griechischen Vorlagen wurden als vorbildlich erachtete Formen ausgewählt und zu neu zusammengesetzt. Der rechte Jüngling wurde in Anlehnung an den Epheben Westmacott Polyklets gestaltet. Polykletisch ist nicht nur die Haltung des Körpers, sondern auch die Frisur. Eine Abweichung in der Darstellung findet sich in der nach unten gerichteten Armposition, die einer augusteischen Gestaltung entspricht. Neben dem Fackelträger steht ein archaisch anmutendes Kultbild der Unterweltsgöttin Persephone.
Die Haltung des linken Jünglings ist deutlich weicher als die des rechten. Seine S-förmige Körperhaltung ist auf die, Statue des Apollo Sauroctonus des Praxiteles zurückzuführen. Der Kopf indes wurde durch ein Porträt des Antinoos, des Favoriten Hadrians, ersetzt. Wann dies geschah ist ebenso umstritten wie die Deutung der beiden Jünglinge. Vielleicht
handelt es sich um die göttlichen Zwillinge Castor und Pollux oder um die Helden Orest und Pylades.


Antikensaal-Mannheim

"In Mannheim angelangt, eilte ich mit größter Begierde, den Antikensaal zu sehen, von dem man viel Rühmens machte. (...) die herrlichsten Statuen des Altertums nicht allein an den Wänden gereiht, sondern auch innerhalb der ganzen Fläche durcheinander aufgestellt; ein Wald von Statuen (...)."
Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit, Dritter Teil, elftes Buch

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