Der Ziegenflüsterer

Der Satyr mit dem Böckchen um 300–100 v. Chr. Das Original befindet sich im Museo del Prado in Madrid.

Die Deutung des Motivs ist nur eine von vielen Fragen, die der „Satyr mit dem Böckchen“ aufwirft. Die 1,36 m große Marmorstatue wurde nicht etwa in einer Villa oder einem Tempel, sondern zwischen den Resten einer antiken Bildhauerwerkstatt in Rom gefunden und war noch unvollendet, aber gleichzeitig bereits stark beschädigt. Auftraggeber, Aufstellungsort und geplanter Verwendungszweck entziehen sich somit unserer Kenntnis, zumal es sich bei dem Fundstück vermutlich um die römische Kopie einer nicht erhaltenen hellenistischen Bronze handelt. Kurz nach der Ausgrabung im

Jahre 1675 wurde der Satyr vom italienischen Bildhauer Ercole Ferrata restauriert, womit die heute zu betrachtende Statue letztlich in drei Phasen entstanden ist: das hellenistische Bronzemotiv wurde in römischer Zeit um die mit der Verwendung von Marmor notwendig gewordene Baumstumpf-Stütze ergänzt, von Ferrata stammen Arme und linker Unterschenkel des Satyrn sowie Kopf und Füße des Böckchens.

 

Über das hellenistische Original können nur Vermutungen angestellt werden. Als möglicher Ursprungsort des Motivs wird mehrfach Pergamon genannt, Datierungsversuche anhand stilistischer Vergleiche schwanken jedoch zwischen 300 bis nach 100 v. Chr. Sicher kann lediglich festgehalten werden, dass die Statue nicht mehr die wilden, aggressiven Züge klassischer Satyrdarstellungen trägt: die tierischen Merkmale des Mischwesens – zwischen Locken und Pinienkranz fast versteckte Hörner und Spitzohren sowie ein Schwänzchen am Rücken – sind stark zurückgenommen. Die römische Kopie lässt sich über die Stütze auf etwa 140 n. Chr. datieren. Das eher kleine Format der Marmorstatue legt nahe, dass sie für private Zwecke bestimmt war, etwa als Teil der Ausstattung eines Villengartens; eine solche Verwendung käme auch für das Original in Betracht. Auf einen konkreten Mythos verweist die gezeigte Szene nicht. Vielmehr verbindet sie im Hellenismus verbreitete Genredarstellungen von Satyrn und ländlichen Szenen mit bereits weiter zurückdatierenden Darstellungen von Opfertier-Trägern. In Rom wurden die Satyrn bildlich mit Pan gleichgesetzt, auf den sowohl der Pinienkranz im Haar des Satyrn, als auch der am Baumstumpf zu erkennende, nicht ausgearbeitete Umriss einer Hirtenflöte hindeuten


Antikensaal-Mannheim

"In Mannheim angelangt, eilte ich mit größter Begierde, den Antikensaal zu sehen, von dem man viel Rühmens machte. (...) die herrlichsten Statuen des Altertums nicht allein an den Wänden gereiht, sondern auch innerhalb der ganzen Fläche durcheinander aufgestellt; ein Wald von Statuen (...)."
Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit, Dritter Teil, elftes Buch

Unsere Kooperationspartner stellen sich vor
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