Der Dichter und Denker Solon – falls er es ist

 Büste des athenischen Politikers und Dichters Solon . Gipsabguss nach einer Marmorbüste im Archäologischen Nationalmuseum Neapel (Inv. 6143). Die Marmorbüste ist eine römisch-kaiserzeitliche Kopie eines griechischen Originals aus dem 4. Jahrhundert v. Chr.

 

Antike Autoren berichten von Porträtstatuen Solons (ca. 640-560 v. Chr.), doch identifizieren konnte man diese bislang nicht. Die Bronzestatue, die dieser Büste als Vorbild diente, lässt sich anhand des Stils in das 4. Jahrhundert v. Chr. datieren. Da die Athener in dieser Zeit Solon als weisen Staatsmann einer glorreichen Vergangenheit verehrten und die Gesichtszüge und Frisur des Porträts den üblichen Darstellungsformeln von Philosophen und Politikern entsprechen, hat man hierin eine Darstellung Solons erblickt. Doch diese Zuschreibung ist unsicher, ungeachtet der Tatsache, dass Griechenland 1980 mit der Prägung von Münzen mit dieser Büste und der Beischrift „Solon“ begann.

 

Solon war eine wichtige Persönlichkeit in der Geschichte Athens. In einer Krisensituation von seinen athenischen Mitbürgern mit umfassenden Vollmachten ausgestattet, führte er viele neue Gesetze ein. Seine wichtigste Maßnahme bestand in der Abschaffung der Schuldknechtschaft. Er selbst verstand sich als Vermittler, der die Interessen der Kleinbauern und der Großgrundbesitzer auszugleichen versuchte. Dies geht aus den Gedichten hervor, in der Solon seine politischen Vorstellungen erläuterte.

Außerdem betonte Solon die Eigenverantwortlichkeit der Bürger Athens: Sie selbst, nicht die Götter seien für die Konflikte in der Polis verantwortlich. Zum Wohle aller müssten persönliche Interessen, vor allem materielle Gewinnsucht, zurückgestellt werden. Aktive politische Teilnahme sei oberste Bürgerpflicht, ein Rückzug ins Private dagegen keine angemessene Lösung: Denn wenn es ein „Übel“ im Staat gebe, könne sich niemand davor in seinem Haus in Sicherheit bringen, das „Übel“ verfolge und packe jeden.

 

Verschiedentlich hat man Solon als Schöpfer der Demokratie angesehen, aber das entspricht nicht der historischen Realität, denn Solon tastete die Vorherrschaft der Aristokratie nicht an. Von großer historischer Wirksamkeit sind aber seine beiden politischen Leitgedanken: Die Götter sind nicht für Entwicklungen im Staat verantwortlich zu machen, und alle Bürger müssen sich um das Gemeinwesen kümmern. Diese Stärkung der Bürger-Identität war eine wesentliche Voraussetzung für die Entstehung der griechischen Demokratie.

 

 

 


Antikensaal-Mannheim

"In Mannheim angelangt, eilte ich mit größter Begierde, den Antikensaal zu sehen, von dem man viel Rühmens machte. (...) die herrlichsten Statuen des Altertums nicht allein an den Wänden gereiht, sondern auch innerhalb der ganzen Fläche durcheinander aufgestellt; ein Wald von Statuen (...)."
Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit, Dritter Teil, elftes Buch

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